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Stichwort: Glückseligkeit, Glück

Autor, Quelle: Thomas, Aquin von, Anmerkung zu Band 06 der Deutschen Thomas-Ausgabe

Titel: Glückseligkeit - Verstand, Wille

Index: F1_076a1, Ist der Urgrund des Verstehens als Form mit dem Körper vereint?; Aristoteles, Thomas: Glückseligkeit, Glück (Verstand: Besitz d. allbefriedigenden Gutes - Wille: Streben danach u. Besitz); Wille, Liebe

Kurzinhalt: Demnach besteht das metaphysische Wesen der Glückseligkeit in einer Tätigkeit des Verstandes, der durch sein Erkennen den Gegenstand der Glückseligkeit erfaßt und besitzt. Daraus ergibt sich dann für den Willen ...

Text: [31] Zu S. 41.

31a In seiner Abhandlung 'Von der Wahrheit' (2, 2) schreibt Thomas: "Das ist die höchste Vollkommenheit, zu der nach den Philosophen die Seele gelangen kann: daß in sie [dadurch, daß sie erkennend die Dinge unstofflich in sich aufnimmt] die gesamte Ordnung des Alls und seiner Ursachen hineingeschrieben wird; das haben sie auch als das letzte Ziel des Menschen hingestellt, das nach uns im Schauen Gottes bestehen wird. Denn wie Gregor sagt: Was schauen wohl die nicht, die den alles Schauenden schauen?" (Fs)

31b Nach Aristoteles-Thomas besteht die Glückseligkeit ihrem Wesen nach in der Tätigkeit des Verstandes, der die gesamte Ordnung des Alls und seiner Ursachen, bzw. die Wesenheit Gottes erkennt. Der Zustand der Glückseligkeit besteht nämlich wesentlich in dem Besitz des Gegenstandes der Glückseligkeit. Dieser Besitz aber besteht in einer Tätigkeit. Denn das Geschöpf hat seine endgültige Vervollkommnung durch die Tätigkeit. Diese ist die schlechthin letzte Vollkommenheit, die das Geschöpf erreicht. Die Glückseligkeit ist also ihrem Wesen nach jene Tätigkeit, durch die das vernünftige Geschöpf den Gegenstand seiner Glückseligkeit besitzt. Da nun dieser Gegenstand Gott, ein geistiges Gut ist, das nur durch die geistigen Vermögen, Verstand und Willen, erfaßt werden kann, muß die Glückseligkeit in einer Tätigkeit dieser Vermögen bestehen. Nun kommt es aber dem Willen seiner Natur nach nicht zu, das Gute zu erfassen und zu besitzen. Denn er zieht die Dinge nicht an sich, sondern wird von ihnen angezogen. Er strebt nach dem Guten, das noch nicht im Besitz ist, und er erfreut sich an dessen Besitz. Wohl aber kommt es dem Verstande zu, das Gute zu erfassen und zu besitzen. Denn er zieht die Dinge erkenntnismäßig an sich, da das Erkennen dadurch geschieht, daß der Erkennende das Ding erkenntnismäßig in sich aufnimmt. Demnach besteht das metaphysische Wesen der Glückseligkeit in einer Tätigkeit des Verstandes, der durch sein Erkennen den Gegenstand der Glückseligkeit erfaßt und besitzt. Daraus ergibt sich dann für den Willen die vollkommene Liebe zum höchsten Gut und der vollkommene Genuß in seinem Besitz. Und darin besteht die notwendige Eigenschaft der Glückseligkeit, denn diese ist Besitz des allbefriedigenden Gutes. (Fs; tblStw: Glück) (notabene)

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