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Stichwort: Beispiele -> Metaphern, "Bilder"

Autor, Quelle: Dawson, Christopher, Gestaltungskräfte der Weltgeschichte

Titel: Eigentliche Geschichte

Index: Das Unvorhersehbare der Geschichte; Reiche des Orients - Israel; Rom Augustus' - Aufstieg des Christentums; Parlamentarismus - Hitler

Kurzinhalt: Der wahre Sinn der Geschichte ist gänzlich verschieden von dem, an den die menschlichen Akteure in dem Drama glauben oder den sie herbeiführen wollen. So wäre zum Beispiel einem zeitgenössischen "Geschichtsforscher" die Entstehung der großen Reiche ...

Text: 287b Aber die katholische Geschichtsdeutung hält an dem prophetischen und apokalyptischen Sinn des Mysteriums und des göttlichen Gerichtes fest. Hinter dem verstandesmäßigen Kreislauf der politischen und wirtschaftlichen Ursachen und Wirkungen sind geheime spirituelle Kräfte am Werk, die den Ereignissen eine völlig neue Bedeutung verleihen. Der wahre Sinn der Geschichte ist gänzlich verschieden von dem, an den die menschlichen Akteure in dem Drama glauben oder den sie herbeiführen wollen. So wäre zum Beispiel einem zeitgenössischen "Geschichtsforscher" die Entstehung der großen Reiche im Nahen Osten zwischen dem 8. und 6. Jahrhundert v. Chr. als die einzige historische Wirklichkeit erschienen. Er hätte sich niemals vorstellen können, daß man sich zweitausend Jahre später an dieses große Schauspiel der Weltgeschichte nur insoferne erinnern würde, als es die geistigen Schicksale eines der kleinsten und am wenigsten zivilisierten Vasallenstaaten beeinflußte. Und welcher zeitgenössische Beobachter hätte sich vorstellen können, daß die Hinrichtung eines unbekannten jüdischen Religionsführers im 1. Jahrhundert des Römischen Reiches das Leben und Denken von Millionen beeinflussen würde, die niemals die Namen der großen Staatsmänner und Heerführer der damaligen Zeit gehört hatten. (Fs) (notabene)

288a Dieses Geheimnisvolle und Unvorhergesehene in der Geschichte ist für den Rationalisten der große Stein des Anstoßes. Er sucht immer nach klar umrissenen Gesetzen und kausalen Aufeinanderfolgen, aus denen sich die Geschichte automatisch ableiten läßt. Aber die Geschichte duldet solche künstliche Konstruktionen nicht. Sie ist gleichzeitig aristokratisch und revolutionär. Sie läßt zu, daß die gesamte Weltlage plötzlich durch einzelne Menschen wie Mohammed oder Alexander den Großen verwandelt wird. Zweifellos war die Lage in beiden Fällen für eine Veränderung reif, aber sie wäre ohne das Dazwischentreten dieser Männer nicht gerade in dieser Form eingetreten. Hätte Alexander seinen Blick nach Westen und nicht auf Persien gerichtet, so wäre die Geschichte anders verlaufen. Dann hätte es kein Römisches Reich und infolgedessen auch kein Europa, oder ein anderes Europa und eine andere Zivilisation gegeben. (Fs) (notabene)

288b Andererseits aber findet die katholische Deutung keine Schwierigkeit darin, das Willkürliche und Unvorhergesehene der geschichtlichen Veränderung anzuerkennen, da sie in allem die Zeichen einer göttlichen Absicht und göttlichen Auserwählung sieht. Der Wille Gottes erwählt einen Stamm barbarischer Semiten und macht ihn zum Werkzeug seines Vorhabens mit der Menschheit. Ebensowenig wird die göttliche Wahl durch menschliche Verdienste oder durch die innere Logik der Ereignisse beeinflußt. "Viele Witwen lebten in Israel in den Tagen des Elias, aber zu keiner wurde Elias gesendet außer zu einer Frau in Sarepta im Lande Sidon, die eine Witwe war. Und es gab viele Aussätzige in Israel zur Zeit des Propheten Elias, aber keiner von ihnen wurde geheilt außer Naaman, der Syrer." Das Gebäude der Welt scheint wohlverschlossen und bewacht, seine Herren haben keine Rivalen mehr zu fürchten. Aber plötzlich weht der Wind des Geistes und alles ist anders geworden. Keine Zeit war je imstande, die Zukunft vorauszusehen. Das Zeitalter des Augustus hätte den Sieg des Christentums nicht vorhersagen können, so wenig wie das byzantinische Zeitalter die Entstehung des Islams. Selbst in unserer Zeit hätte der beste politische Beobachter zwanzig Jahre vor der Machtergreifung Hitlers niemals die Möglichkeit einer Aufhebung des Parlamentarismus in Mitteleuropa durch die Entstehung des Faschismus geahnt. Aber während der geschichtliche Rationalismus dies alles als eine Schmach und einen Vorwurf empfindet, bietet es dem Katholiken, der im Angesicht von Mysterien lebt und weiß, daß "der Weg der Menschen nicht in seiner Hand liegt", keinerlei Schwierigkeiten. (Fs) (notabene)

289a Dem gebildeten Durchschnittsmenschen des Jahres 33 n. Chr., der die Welt beobachtete, mußte die Hinrichtung des Sejanus viel wichtiger erscheinen als die Kreuzigung Christi, und die Versuche des Staates, die Wirtschaftskrise durch eine Politik freier Kredite an die Produzenten zu lösen, viel aussichtsreicher als das Treiben der unbekannten Gruppe jüdischer Fanatiker im oberen Saal eines Hauses in Jerusalem. Trotzdem gibt es heute keinen Zweifel mehr, welches Ereignis das wichtigere war und welches das Geschick der Menschen am meisten verändert hat. Die ganze römische Welt mit ihrer Macht und ihrem Reichtum, ihrer Kultur und ihrer Korruption versank in Schutt und Asche -- die Flut kam und vernichtete alle --, aber die andere Welt, die Welt der Apostel und Märtyrer, das Erbe der Armen, überlebte den Sturz der Kultur des Altertums und wurde zum Fundament einer neuen Ordnung. Das Christentum rief buchstäblich eine neue Welt ins Leben und stellte damit das Gleichgewicht zu der alten wieder her. Es versuchte nicht, die Welt im Sinne der sozialen Idealisten zu reformieren. Es gründete keine Bewegung zur Abschaffung der Sklaverei oder zugunsten eines Friedensschlusses mit den Parthern, noch unterstützte es die Forderungen der Juden nach nationaler Selbstbestimmung oder die Propaganda der Stoiker für einen idealen Weltstaat. Es beließ Cäsar auf seinem Thron und Pilatus und Gallio auf ihren Richterstühlen und beschritt seinen eigenen Weg in die neue Welt. (Fs)

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Stichwort: Beispiele -> Metaphern, "Bilder"

Autor, Quelle: Dawson, Christopher, Gestaltungskräfte der Weltgeschichte

Titel: Lagune, Wolken - Geschichte

Index: Rationalität der Geschichte

Kurzinhalt: Wären wir freilich reine Geister, so wäre der ganze Prozeß der Geschichte und des menschlichen Lebens vielleicht verständlich und durchsichtig für uns. Wir glichen einem Menschen, der sich bei ruhigem Wetter auf einer klaren, tropischen Lagune befindet...

Text: 293a Wären wir freilich reine Geister, so wäre der ganze Prozeß der Geschichte und des menschlichen Lebens vielleicht verständlich und durchsichtig für uns. Wir glichen einem Menschen, der sich bei ruhigem Wetter auf einer klaren, tropischen Lagune befindet und in das Wasser hinabblickt, wo er die niedrigen Lebewesen in ihrer unendlichen Vielfalt sehen und die Mächte des Bösen, die wie Haifische stumm und kraftvoll durch das klare Wasser schießen, wahrnehmen kann, der aber auch aufzublicken und den geordneten Lauf der Sterne zu betrachten vermag. (Fs; tblVrw)

293b Aber das ist dem Menschen nicht gegeben. Der Mitspieler in der Geschichte gleicht dem Kapitän, der nur die Wolken über sich und die Wellen unter sich sieht und der von Wind und Strömung hin- und her getrieben wird. Er muß seiner Karte und seinem Kompaß vertrauen und auch sie können ihn nicht vor der blinden Gewalt der Elemente retten. Wenn er einen Fehler begeht oder wenn seine Karte ihn im Stich läßt, kommt er in einem sinnlosen Wirbel dunkler Fluten um und mit ihm die Mannschaft, die keine anderen Verpflichtungen hat, als dem Befehl zu gehorchen und ihren Offizieren zu vertrauen. (Fs)

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Stichwort: Beispiele -> Metaphern, "Bilder"

Autor, Quelle: Dawson, Christopher, Gestaltungskräfte der Weltgeschichte

Titel: Rotes Tuch - Christen, Geschichte

Index: Christen - Geschichte

Kurzinhalt: Ein Christ ist für das Böse, das die Welt beherrschen will und in einem begrenzten, aber sehr realen Sinn der Fürst dieser Welt ist, wie der heilige Johannes sagt, dasselbe wie ein rotes Tuch für einen Stier.

Text: 297c Nun ist das Leben Christi das Leben des Christen und das Leben der Kirche. Es ist töricht, wenn ein Christ, der ein schwaches, menschliches Werkzeug dieser weltumwandelnden Kraft ist, erwartet, ein ruhiges Leben führen zu können. Ein Christ ist für das Böse, das die Welt beherrschen will und in einem begrenzten, aber sehr realen Sinn der Fürst dieser Welt ist, wie der heilige Johannes sagt, dasselbe wie ein rotes Tuch für einen Stier. Und nicht nur der einzelne, auch die Kirche als historische Gemeinschaft folgt diesem Vorbild und findet ihren Erfolg und Mißerfolg nicht dort, wo der Politiker sie findet, sondern wo Christus sie fand. (Fs) (notabene)

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Stichwort: Beispiele -> Metaphern, "Bilder"

Autor, Quelle: Liddy, Richard M., Transforming Light

Titel: Quantenmechanik - Einsicht

Index: Quantenmechanik - Einsicht

Kurzinhalt: He learns how to make calculations in quantum mechanics and get the right answers. ... To learn the mathematics of the subject and to learn how to use it takes about six months. This is the first stage in learning quantum mechanics, and it is ...

Text: Analogous breakthroughs take place in every area of science and scholarship. Cf. Freeman Dyson's description of his students learning quantum physics:The student begins by learning the tricks of the trade. He learns how to make calculations in quantum mechanics and get the right answers. ... To learn the mathematics of the subject and to learn how to use it takes about six months. This is the first stage in learning quantum mechanics, and it is comparatively easy and painless.The second stage comes when the student begins to worry because he does not understand what he has been doing. He worries because he has no clear physical picture in his head. He gets confused in trying to arrive at a physical explanation for each of the mathematical tricks he has been taught. He works very hard and gets discouraged because he does not seem able to think clearly. This second stage often lasts six months or longer, and it is strenuous and unpleasant. Then, quite unexpectedly, the third stage begins. The student suddenly says to himself, 'I understand quantum mechanics,' or rather he says, 'I understand now that there really isn't anything to be understood.' Innovation in Physics,' eds. Rapport and Wright, Physics (New York: Washington Square Press, 1965) 259-60.

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Stichwort: Beispiele -> Metaphern, "Bilder"

Autor, Quelle: Lonergan, Bernard J.F., The Trinune God: Systematics

Titel: Phantasma - Farbe

Index: Farbe - Sehen in actu d. Farbe an der Mauer : species - intellectus in actu im phantasma

Kurzinhalt: Just as colors on a wall that are actually being seen are identical with the faculty of sight rendered in act and yet are not seen in one's eyes but on the wall, so in a similar way species that are actually understood are one with the possible ...

Text: 595a This virtual, dispositive presence of a species in the phantasm is entirely sufficient. First of all, it is sufficient that the phantasm be an instrument in the production of the species, for an instrument is such that it produces an effect beyond its proper proportion. Also, it is sufficient that the phantasm be the ground in which the species shines forth and is understood; for 'intellect' is from intus legere, 'to gather inwardly,' that is, to grasp the inner form and essence of a thing in externals apprehended by the senses. This can be illustrated in another way. Just as colors on a wall that are actually being seen are identical with the faculty of sight rendered in act and yet are not seen in one's eyes but on the wall, so in a similar way species that are actually understood are one with the possible intellect rendered in act and yet are understood not in the intellect but in the phantasm. See In IIIDe anima, lect. 2, §§592-93, 595; Summa contra Gentiles, 2, c. 59, ¶[14, §1366. (Fs; tblStw: Beispiel)

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Stichwort: Beispiele -> Metaphern, "Bilder"

Autor, Quelle: Thomas, Aquin von, Joseph Bobik, Aquinas on Being and Essence

Titel: Licht : Sehen = Wesen : Intellekt

Index: Licht : Sehen wie Wesen : Intellekt

Kurzinhalt: Essence can be described as being related to the human intellect as light is to sight; and what has essence is grasped by the intellect in the way in which what emits light is grasped by sight.

Text: 9a This can perhaps be made clearer if one considers in some way, at this point, what the word "essence" means (more will be said below). Whatever else it means, it means a certain quality with a twofold aspect: (1) that within things by which things exist independently of our knowing that they exist—i.e., a principle of independent existence—and (2) that within things by which things cause us to know them, i.e., a principle of knowability. We have already in some way expressed this idea above (see page 4; also page 6) in attempting to give a clear meaning to the expression "something-there" as representing the intellect's first concept: something different from us and confronting us (this is rooted in essence as principle of independent existence), something doing things to our senses (this is rooted in essence as principle of knowability). Essence, thus, is simultaneously that in things whereby things are there and whereby they are knowable. If things were not there, then they could not cause us to know them; the source of their being there is the source of their causing us to know them; this source is called essence. To be sure, things which are not there can be known; but only in terms of something other than themselves, only in terms of things which are there. And this in a way similar to the way in which sight grasps color by virtue of light, but light by virtue of nothing other than light itself. Essence can be described as being related to the human intellect as light is to sight; and what has essence is grasped by the intellect in the way in which what emits light is grasped by sight. (Fs; tblStw: Wesen; tbl: Beispiele) (notabene)

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