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Autor: Dorotheus, Gaza von

Buch: Die geistliche Lehre I

Titel: Die geistliche Lehre I

Stichwort: Achtel; Werktätigkeit, Bewahrung der Ruhe

Kurzinhalt: daß jedes Werk, das ihr tut, sei es groß, wie gesagt, oder klein, ein Achtel der Sache ist, die wir suchen. Die eigene innere Ruhe zu bewahren aber ist

Textausschnitt: Vielmehr sollt ihr sicher sein, daß jedes Werk, das ihr tut, sei es groß, wie gesagt, oder klein, ein Achtel der Sache ist, die wir suchen. Die eigene innere Ruhe zu bewahren aber ist, auch wenn es geschieht, daß wir dadurch unseren Auftrag nicht erfüllen, sieben Achtel.115 Beachtet, was das für ein Unterschied ist!
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Wenn ihr nun eine Sache tut: Wenn ihr sie vollkommen und vollständig tun wollt, dann müht euch, sowohl die Sache selbst zu tun, was, wie gesagt, das Achtel ist, als auch eure eigene innere Ruhe ohne Schaden zu bewahren, was sieben Achtel sind. Wenn sich aber eine Notwendigkeit ergibt, das Gebot des Herrn beiseite zu schieben oder es zu verlassen und Schaden zu nehmen oder anderen zu schaden, weil der Auftrag erfüllt werden muß, ist es nicht gut, weil man sieben Achtel verliert, um ein Achtel zu gewinnen.

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Autor: Dorotheus, Gaza von

Buch: Die geistliche Lehre II

Titel: Die geistliche Lehre II

Stichwort: 3 Verfassungen im Umgang mit Leidenschaften

Kurzinhalt: Denn es gibt drei Verfassungen im Menschen: Entweder man läßt die Leidenschaft zur Tat werden, oder man zügelt sie, oder man reißt sie aus

Textausschnitt: 108. Denn es gibt drei Verfassungen im Menschen: Entweder man läßt die Leidenschaft zur Tat werden, oder man zügelt sie, oder man reißt sie aus. Wer die Leidenschaft zur Tat werden läßt, tut sie, befriedigt sie. Wer sie zügelt, läßt sie nicht zur Tat werden, reißt sie aber auch nicht aus. Er handelt klug und kommt an ihr vorbei, behält sie aber in sich. Wer dagegen die Leidenschaft ausreißt, kämpft und tut das, was ihr entgegengesetzt ist.
Diese drei Verfassungen haben aber eine große Bandbreite. Nehmen wir ein Beispiel. Was wollt ihr, welche Leidenschaft sollen wir untersuchen? Wollt ihr, daß wir etwas über den Hochmut sagen? Über die Unzucht? Oder wollt ihr lieber, daß wir über die Ruhmsucht sprechen, weil wir ihr doch auf allerlei Weise erliegen?
Wer von Ruhmsucht befallen ist, kann kein Wort von seinem Bruder ertragen. Es kommt vor, daß er ein einziges Wort hört und sich aufregt. Er sagt fünf Worte oder zehn auf das eine Wort, er wütet und verletzt. Und wenn er mit dem Wüten aufgehört hat, denkt er ständig Böses über den, der jenes Wort gesagt hat. Er trägt es ihm nach, und es tut ihm leid, daß er ihm nicht noch mehr entgegnet hat. Er legt sich noch schlimmere Worte zurecht, um sie ihm zu sagen, und denkt immerzu: "Warum habe ich nicht das und das zu ihm gesagt? Das muß ich ihm auch noch sagen", und ist immer noch wütend.
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109. Wir wollen auch über die sprechen, die die Leidenschaft zügeln. Da ist einer, der ein Wort hört und innerlich verletzt ist. Allerdings ist er nicht traurig, weil er beleidigt wurde, sondern weil er es nicht ertrug (sc. daß er beleidigt wurde).

210 Er hat die Verfassung derer, die kämpfen, die die Leidenschaft zügeln. Ein anderer kämpft und müht sich ab, später aber wird er von der ihn bedrückenden Leidenschaft besiegt. Ein anderer will zwar nicht böse antworten, läßt sich aber von der Gewohnheit dazu hinreißen. Ein anderer kämpft zwar, daß er kein böses Wort sagt, ist aber traurig, daß er beleidigt wurde. Allerdings klagt er sich selbst dafür an, daß er traurig ist, und tut deswegen Buße. Wieder ein anderer ist zwar nicht traurig, daß er beleidigt wurde, freut sich aber auch nicht.
Seht, diese alle gehören zu denen, die die Leidenschaft zügeln. Zwei unter ihnen unterscheiden sich von den übrigen: der, der im Kampf unterlag, und der, der von der Gewohnheit mitgerissen wurde. Denn sie leben in Furcht vor der Gefahr, daß sie Leidenschaft zur Tat werden lassen. Aber ich zähle auch sie zu denen, die die Leidenschaft zügeln, denn ihrer Absicht nach zügeln sie sie und wollen sie nicht zur Tat werden lassen; vielmehr sind sie traurig und kämpfen. Die Väter haben aber gesagt, daß jede Sache, die die Seele nicht will, nur von kurzer Dauer ist.2" Solche Brüder müssen sich aber prüfen, wie sie, wenn auch nicht die Leidenschaft selbst, so doch irgend etwas von den
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Ursachen für die Leidenschaften befriedigen und deshalb besiegt und mitgerissen werden. Es gibt aber welche, die sozusagen kämpfen, daß sie die Leidenschaft zügeln, aber mit Hilfe einer (sc. anderen) Leidenschaft: Der eine schweigt nämlich aus Ruhmsucht, der andere aus Gefallsucht bei den Menschen oder aus irgendeiner anderen Leidenschaft heraus. Solche bekämpfen das Böse durch Böses. Abbas Poimen hat aber gesagt: "Schlechtigkeit kann niemals Schlechtigkeit beseitigen."212 Die so handeln, gehören zu denen, die die Leidenschaft zur Tat werden lassen, auch wenn sie sich darüber täuschen.
110. Nun wollen wir schließlich etwas über die sagen, die die Leidenschaft ausreißen.
Da ist einer, der sich freut, wenn er beleidigt wird, aber deswegen, weil er einen Lohn dafür erhalten wird. Er gehört zwar zu denen, die die Leidenschaften ausreißen, aber nicht mit Unterscheidung. Ein anderer freut sich, daß er beleidigt wurde, und meint, daß es so kommen mußte, weil er selbst den Grund dazu gab. Er reißt mit Unterscheidung die Leidenschaft aus; denn beleidigt werden, sich selbst die Schuld dafür geben und sich selbst zuschreiben, was einem geschehen ist, ist ein Tun mit Unterscheidung. Denn jeder, der zu Gott betet: „Herr, gib mir Demut", muß wissen, daß es das ist, was er erbittet: daß Gott ihm jemanden schicke, der ihn beleidigt. Wenn er nun beleidigt wird, muß er sich auch selbst in seinem eigenen Denken beleidigen und verachten, damit jener ihn von außen demütige und er selbst sich von innen. Ein anderer freut sich nicht nur, wenn er beleidigt wird, und gibt sich selbst die Schuld, sondern ist auch noch traurig über die Aufregung dessen, der ihn beleidigt. Gott helfe uns zu so einer Verfassung!
111. Seht, wie groß die Bandbreite dieser drei Verfassungen ist! Jeder von uns möge nun, wie gesagt, erkennen, in welcher Verfassung er sich befindet: ob er noch immer die Leidenschaft zur Tat werden lassen und befriedigen will, oder ob er ihr zwar nicht folgen will, aber von ihr besiegt
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oder von der Gewohnheit mitgerissen sie ausführt und, nachdem er sie ausgeführt hat, bedrückt ist und Buße tut, weil er sie ausgeführt hat? Oder kämpft er damit, die Leidenschaft mit Unterscheidung zu zügeln, oder kämpft er mittels einer anderen Leidenschaft? Denn wir sagten ja: Jemand kann schweigen aufgrund von Ruhmsucht, aus Gefallsucht oder schlicht aus irgendeinem menschlichen Grund. Oder hat er begonnen, die Leidenschaft auszurei-ßen? Reißt er sie mit Unterscheidung aus, und tut er das der Leidenschaft Entgegengesetzte? Jeder erkenne, wo er steht, bei welcher „Meile" er sich befindet.
Denn wir müssen uns nicht nur täglich erforschen213, sondern auch jedes Jahr, jeden Monat214 und jede Woche und uns sagen: „Die erste Woche wurde ich von der und der Leidenschaft geplagt, und wo stehe ich jetzt?" Ähnlich sage man sich jedes Jahr: „Letztes Jahr wurde ich von der und der Leidenschaft besiegt; wie steht es jetzt?" So müssen wir uns jedesmal erforschen, ob wir ein klein wenig Fortschritte machen, ob wir auf der Stelle treten oder zum Schlechteren abgefallen sind.
112. Gott gebe uns Kraft, damit wir, wenn wir die Leidenschaft schon nicht ausreißen, sie doch wenigstens nicht zur Tat werden lassen, sondern sie zügeln. Denn es ist wirklich eine schwerwiegende Sache, die Leidenschaft zur Tat werden zu lassen und nicht zu zügeln. Ich sage euch ein Beispiel, wem jemand gleicht, der die Leidenschaft zur Tat werden läßt und sie befriedigt: Er gleicht einem Menschen, der von seinem Feind angeschossen wird und in seinen Händen die Pfeile hält und sie in sein eigenes Herz hineinstößt. Wer die Leidenschaft zügelt, gleicht einem, der von seinem Feind niedergeschossen wird, aber eine Rüstung trägt, so daß das Geschoß nicht eindringen kann. Wer dagegen die Leidenschaft ausreißt, gleicht einem, der angegriffen wird und die Geschosse erwartet, sie zerbricht oder
14 Vgl. JOHANNES CHRYSOSTOMUS, hont, in lo. 83 (PG 59,454).
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sie wieder umdreht in das Herz des Feindes, wie es im Psalm heißt: „Ihr Schwert dringe in ihr eigenes Herz, und ihre Bogen sollen zerbrechen" (Ps 37,15: LXX PS 36,15).2'5 Auch wir wollen uns nun eifrig bemühen, Brüder, selbst wenn wir noch nicht ihr Schwert in ihr eigenes Herz umwenden können: daß wir doch nicht ihre Geschosse nehmen und uns selbst ins Herz stoßen, sondern uns wappnen, damit wir nicht von ihnen verletzt werden! Der gute Gott behüte uns vor ihnen! Er gebe uns Wachsamkeit und führe uns auf seinem Weg! Amen.

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Autor: Dorotheus, Gaza von

Buch: Die geistliche Lehre II

Titel: Die geistliche Lehre II

Stichwort: Brief 8. An einen Bruder, der in die Enge getrieben wird durch eine Versuchung

Kurzinhalt: "sich nicht sorgen um den morgigen Tag"

Textausschnitt: Zuerst, Kind, kennen wir nicht die Heilsratschlüsse Gottes und müssen ihm unsere Führung überlassen: Das müssen wir auch jetzt am meisten tun. Denn wenn du alles, was geschieht, nach menschlichen Gesichtspunkten beurteilen und nicht lieber deine Sorge auf den Herrn werfen willst ... Kurz gesagt: Im Augenblick der Versuchung muß man Geduld haben und nicht, wie gesagt, aufgrund menschlicher Gesichtspunkte wollen oder glauben, daß man den Gedanken der Dämonen überlegen ist. Weil Abbas Poimen dies wußte, hat er gesagt, das Wort "sich nicht sorgen um den morgigen Tag" (vgl. Mt 6,34) sei zu einem Menschen in einer Versuchung gesprochen.

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Autor: Dorotheus, Gaza von

Buch: Die geistliche Lehre II

Titel: Die geistliche Lehre II

Stichwort: Brief 9. An denselben (Bruder in Versuchung)

Kurzinhalt: So ertrag nun geduldig alles, was geschieht, mit Danksagung, mit Erkenntnis, wie etwas Angenehmes

Textausschnitt: Denk an den, Kind, der gesagt hat: "Durch viele Bedrängnisse müssen wir in das Königreich der Himmel eingehen" (Apg 14,22). Dabei hat er nicht zu erkennen gegeben: durch diese oder jene, sondern unbestimmt gesagt: "durch viele Bedrängnisse". So ertrag nun geduldig alles, was geschieht, mit Danksagung, mit Erkenntnis, wie etwas Angenehmes, wenn du Sünden hast; wenn du aber keine hast, wie etwas, das dich von den Leidenschaften reinigt und dir das Königreich der Himmel verschafft.
Der menschenliebende und die Seelen liebende Gott, der dem Sturm und dem Meer geboten und große Stille geschaffen hat (vgl. Mt 8,26), gebiete auch deiner Versuchung, Kind, und gebe dir Weite des Herzens, damit du die böse Tat des Feindes erkennst.

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Autor: Dorotheus, Gaza von

Buch: Die geistliche Lehre II

Titel: Die geistliche Lehre II

Stichwort: Brief 11. An einen Bruder in Versuchung

Kurzinhalt: Klage dich selbst an, hab Geduld und bete

Textausschnitt: Überzeuge dein Herz, daß du bestimmt die Ursache für die Versuchung lieferst, auch wenn du jetzt im Augenblick den Grund nicht findest. Klage dich selbst an, hab Geduld und bete. Und ich vertraue auf die Barmherzigkeit des guten Herrn Christus, daß er die Versuchung vorübergehen läßt.

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Autor: Dorotheus, Gaza von

Buch: Die geistliche Lehre II

Titel: Die geistliche Lehre II

Stichwort: Brief 12. An einen Bruder in Versuchung

Kurzinhalt: Er möge noch einmal den Wellen gebieten und Ruhe in deiner Seele schaffen

Textausschnitt: Wundere dich nicht, Kind, wenn du auf dem Weg, der zu den Gipfeln führt, in die Dornen oder in den Schlamm fällst und dann wieder auf ebenen Weg kommst! Denn auch die im Kampf sind, fallen bald selbst, bald werfen sie jemanden nieder. Der große Ijob sagte: ... Und ein anderer Heiliger sagt: "Ein Mann, der nie versucht worden ist, ist unerprobt." Denn wir werden versucht, während wir uns im Glauben üben, damit wir erprobt werden und zu kämpfen wissen, wie der Herr gesagt hat: "Durch viele Bedrängnisse müssen wir ins Königreich der Himmel eingehen" (Apg 14,22). Es helfe uns nun in allem, was uns begegnet, die Hoffnung auf das Ende! ... Und unser Herr, der wirklich die Wahrheit ist, tröste dich durch sein Wort: "Bedrängnis habt ihr in der Welt, aber habt Mut! Ich habe die Welt besiegt" (Job 16,33). Das erwäge, darin stehe! Denke an den Herrn, Kind, und seine Güte begleite dich in allem! Denn er ist voll Erbarmen und kennt unser Unvermögen. Er möge noch einmal den Wellen gebieten und Ruhe in deiner Seele schaffen, durch die Gebete der Heiligen.

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Autor: Dorotheus, Gaza von

Buch: Die geistliche Lehre II

Titel: Die geistliche Lehre II

Stichwort: Brief 13. An denselben (Bruder in Versuchung)

Kurzinhalt: Antonius; Wie den Körpern die Schatten, so folgen auch den Geboten die Versuchungen

Textausschnitt: Wie den Körpern die Schatten, so folgen auch den Geboten die Versuchungen. Denn "niemand", sagt der große Antonius, "wird, ohne versucht worden zu sein, in das Königreich der Himmel eingehenWundere dich daher nicht, Kind, wenn du dich um dein Heil mühst, daß du Versuchungen und Bedrängnissen begegnest. Ertrage sie vielmehr unerschütterlich mit Gebet und mit Danksagung dafür, daß du überhaupt für würdig gehalten worden bist, daß deine Seele geübt und erprobt wird durch die Versuchung in bezug auf das Gebot! Der gute Gott möge dir Wachsamkeit schenken zur Zeit der Versuchung, und Geduld.

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Autor: Dorotheus, Gaza von

Buch: Die geistliche Lehre II

Titel: Die geistliche Lehre II

Stichwort: Brief 14. An denselben (Bruder in Versuchung)

Kurzinhalt: "sich nicht um das Morgen sorgen"; Halte dich daher fern von menschlichen Überlegungen, Kind, und mach deine Hoffnung in Gott fest!

Textausschnitt: Richtig hat Abbas Poimen gemeint, das Wort "sich nicht um das Morgen sorgen" (vgl. Mt 6,34) sei zu einem Menschen gesagt, der sich in einer Versuchung befindet. Auch "Wirf deine Sorge auf den Herrn" (Ps 55,23: LXX Ps 54,23) bezieht sich auf dasselbe. Halte dich daher fern von menschlichen Überlegungen, Kind, und mach deine Hoffnung in Gott fest! Er tut vieles, was wir uns nicht vorstellen können. Die Hoffnung auf Gott wird dir Ruhe verschaffen. Der Herr wird dir helfen, Kind, durch die Gebete der Heiligen! Wir müssen nur solche Gedanken fernhalten, die keinen Mut enthalten für das Leben morgen.

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