Die Kirche vor Vatikanum II befand sich im "klassischen" Modus von Bewusstsein und Kultur.
Das moderne Bewusstsein und die moderne Kultur hatte sich im Laufe von Jahrhunderten allmählich entwickelt,
aber die Kirche hielt ihre Türen und Fenster davor verschlossen,
weil sie diese Welt als äußerst gefährlich für den Glauben und die rechte Lehre hielt,
wenn nicht überhaupt als für herätisch. Kopernikus und Galileo, Descartes und Kant zählte man in katholischen Seminaren zu den "Gegnern".
Führungsaufgabe in der Kirche und die Woodstockmethode(FN01) Das Woodstock Theological Center hat einen einmaligen Ansatz entwickelt, um an zeitkritische Themen auf der Grundlage der theologischen Methode Bernard Lonergans, S.J. und der Spiritualität von Ignatius von Loyola heranzugehen. Die Theologie Bernard Lonergans hat ihre eigene Terminologie und ihren eigenen Ansatz und ist für damit nicht Vertraute schwer verständlich. James L. Connor, Direktor des Woodstock Theological Center, hat die Aufgabe unternommen, Lonergan und Ignatius für Nichtgelehrte besser verständlich zu machen. Wir bringen hier seine Erläuterung, wie die Ignatius-Lonergan-Methode in einem von Woodstock gegenwärtig entwickelnden Programm für Führungskräfte in der Kirche Anwendung finden könnte. Frage: Können Sie Lonergan ein wenig verständlicher machen? Wie eigentlich kann die Ignatius-Lonergan Methode Menschen zu einer besseren Führungsarbeit (FN02) in der Kirche verhelfen? 1. Vatikanum II. öffnete für die "moderne Welt" (die Jahrhunderte zuvor begann) die Fenster . 2. Die "moderne Welt" ist eine Art menschliches Bewusstseins, das personal und relational ist, historisch, evolutionär, autonom frei und selbstverantwortlich, sie beruht auf der Vernunft, ist individualistisch, rational, demokratisch und prozesshaft usw., während das frühere, das sogenannte "klassische" Bewusstsein sich zur Stabilität und unumstößlichen Tatsachen bekennt, zu Wesenheiten, Naturen, zur Gewissheit, Beständigkeit, zu hierarchischen Strukturen usw. Das erstgenannte ist wie ein Film, das zweitgenannte wie ein Schnappschuss. 3. "Klassik" (FN03) ist nicht nur eine Kultur, sondern die Vertreter dieser "Klassiker" betrachten sie als die einzig ursprüngliche und authentische Kultur. Im alten Griechenland und später in Rom galten jene, die nach dieser Kultur lebten, als zivilisiert, die übrigen als Kinder oder Barbaren. Das moderne Bewusstsein erkennt, dass es den Gewohnheiten, Sitten, Werten, Meinungen, Sprachen, Mythen und Religionen der verschiedenen Gemeinschaften nach viele ursprüngliche Kulturen gibt (Japaner, Deutsche, Hutus oder Tutsis usw.). 4. Die Kirche vor Vatikanum II befand sich im "klassischen" Modus von Bewusstsein und Kultur. Das moderne Bewusstsein und die moderne Kultur hatte sich im Laufe von Jahrhunderten allmählich entwickelt, aber die Kirche hielt ihre Türen und Fenster davor verschlossen, weil sie diese Welt als äußerst gefährlich für den Glauben und die rechte Lehre hielt, wenn nicht überhaupt als für herätisch. Kopernikus und Galileo, Descartes und Kant zählte man in katholischen Seminaren zu den "Gegnern". 5. Während man die angehenden Kirchenführer im "klassischen" Modus von Bewusstsein und Kultur ausbildete (bewahrt in der scholastischen Philosophie und Theologie), lebten die Laienzeitgenossen ihr Alltagsleben in den Kulturen der Modernität (siehe die gegensätzlichen Merkmale unter Punkt 2). Nachdenklichen Laien erschien die Kirche zunehmend als anachronistisch und bedeutungslos. Die Lehre der Kirche schien nicht mehr die konkreten Probleme anzusprechen, mit denen sie konfrontiert war, oder sprach sie zumindest nicht mehr in einer Weise an, als dass sie ein überzeugendes und ermutigendes Licht, Klarheit und Sinn auf die wirklichen Lebensverhältnisse hätte werfen können. Seminaristen und Priester empfanden zunehmend dasselbe, neigten aber dazu, diese Gefühle aus Loyalität der Kirche und der offiziellen Kirchenlehre gegenüber zu unterdrücken. 6. Man verdankt es dem Genius und der Heiligkeit Papst Johannes XXIII., dass er für den frischen Wind der Modernität die Fenster der Kirche öffnete. Er wollte, dass die Kirche inmitten der modernen Welt ihren Ort habe [als Freude und Hoffung] - die deutsche Übersetzung seines wichtigsten Dokumentes Gaudium et Spes. Vatikanum II sprach nicht nur die modernen Probleme der Welt an, sondern unternahm das auch zu einem guten Teil von der Denkweise der "modernen Welt" her, ihrem Vokabular und ihrer Kultur. So sprach es zum Beispiel nicht mehr von der Kirche als einer "vollkommenen Gesellschaft" (scholastische Ausdrucksweise), sondern vom "Volk Gottes" Diese Sprache ist nicht nur biblisch, sondern auch personal, historisch und sozial. Vatikanum II unterstrich die Würde der menschlichen Person und den Primat des einzelnen Gewissens. Es forderte Kollegialität und Mitbeteiligung auf jeder Stufe des christlichen Lebens und so weiter. Mit Vatikanum II trat nicht nur die Kirche in die moderne Welt, sondern auch die moderne Welt in die Kirche. 7. Einige Katholiken und Führungskräfte in der Kirche (denken wir etwa an Erzbischof Lefebvre) haben Vatikanum II als einen verhängnisvollen Irrtum wenn nicht gar als herätisch verurteilt und dagegen breiten Widerstand zu leisten begonnen (liturgisch, ekklesiologisch, pastoral usw.). Andere haben es in Gehorsam und Loyalität zur ihrer eigenen Sache gemacht und sie gaben ihr Bestes, um sich anzupassen und ihr Verhalten zu ändern. Wieder andere waren darüber erfreut und und trieben die Sache an allen Fronten so schnell als möglich voran. Einige unter ihnen waren dabei besonnen und nachdenklich, andere wiederum gedankenlos und unverantwortlich. Sie missbrauchten Vatikanum II zur Legitimation ihrer pubertären Rebellion. Das wiederum gab den Vertretern der "Klassik" Anlass zu einer weiteren Verurteilung von Vatikanum II. 8. Dieser Konflikt geht heute noch weiter. Und der Konflikt ist in seinen Wurzen in den Neunzigerjahren heute stärker als in den Sechzigerjahren zur Zeit von Vatikanum II. Es geht dabei nicht einfach um die Frage: "Ist das wahr oder falsch", sondern um die Frage: "Gibt es überhaupt etwas Wahres? Können wir etwas mit einer objektive Gewissheit behaupten? Ähnlich verhält es sich auf der moralischen Ebene. Es geht nicht mehr um die Frage: "Ist dies oder jenes richtig oder falsch", sondern vielmehr darum: "Gibt es überhaupt irgendwelche Gemeinsamkeiten für moralische Entscheidungen?" - Oder ist es einfach so, dass das, mas man "fühlt", richtig ist, und das, was ich "fühle", eben richtig für mich ist. Wir werden, mit anderen Worten, von einem intellektueller Skeptizismus und moralischer Relativismus bedroht. 9. Diesem Skeptizismus und Relativismus begegnen wir nicht bloß einfach in der Welt, sondern er stellt eine ernsthafte Bedrohung in der Kirche selbst dar. Führungskräfte in der Kirche sind darüber sehr besorgt. Der Papst verfasst Enzykliken, um das anzusprechen. Theologen vertreten verschiedene Meinungen. Pfarrer sind ebenso verwirrt wie ihre Gemeinde. An wen kann man sich da wenden? 10. Wir müssen uns wirklich mit dem Grundsätzlichen befassen, um in diesen fundamentalen und sehr praktischen Fragen zu einer Klärung zu gelangen. Je tiefer die Krise, desto tiefer müssen wir zu den Wurzeln dieser Krise hinuntergraben. Um eine Analogie zu verwenden: Es reicht nicht, noch mehr über mein WordPerfect Programm zu lernen, sondern ich muss mich mit dem Betriebssystem selbst befassen, d.h. mit DOS (FN04) Oder es reicht auch nicht, bloß die Partitur eines Straußwalzers zu lesen, sondern ich muss hinter die Noten schauen und mich mit Harmonielehre und der Dynamik der Klangentwicklung befassen, wenn ich wirklich die Partitur verstehen und sie einsichtsvoll interpretieren will. 11. Wenn ein Kirchenverantwortlicher heute für eine Verständnis der Lage imstande sein und eine gute Führungsarbeit in der modernen Kirche in der modernen Welt leisten will, muss er die dynamisch operationalen Strukturen der Dinge freilegen, die Strukturen von "Gemeinschaft", "Kultur", "Kirche", "Glaube", "Lehre", "Moral", "Organisation", "Führungsschaft", "Evangelium", "Liturgie" und so weiter. Eine noch so ausgefeilte Deutung der alten Schnappschuss-Welt nach der "klassischen" Sichtweise wirkt heute nicht mehr. Um aber die wunderbaren Einsichten und Werte der alten kirchlichen Tradition zu einem "neuen Schlüssel" der Modernität umzuformen, muss man einfach verstehen und wissen, wie man entsprechend der heutigen dynamischen harmonischen Klangstruktur "spielen" kann. Aber eine solche Umformung gelingt erst, wenn man sowohl die "Klassik" als auch die Modernität hinter sich lässt und die Rolle und Funktion der menschlichen "operationalen Struktur" selbst versteht. 12. Wie also "funktioniert" das "Menschliche" (sei es das gemeinschaftliche oder individuelle)? Das ist die zentrale Frage, um die es bei Lonergan geht. Er spricht von "Methode". Und die fundamentale Methode, die er entwickelt, nennt er "transzendentale" Methode, weil diese nämlich allen anderen Methoden zugrunde liegt (zB. den Naturwissenschaften, Sozial-, Humanwissenschaften, der Theologie usw.). Lonergan ist bestrebt, die fundamentale operationale Struktur oder menschliche Methode genau deshalb zu untersuchen, weil er der Kirche und den Kirchenverantwortlichen dazu verhelfen will, dass sie in der modernen Welt so gut als möglich ihr Leben führen und ihren Dienst versehen können. 13. Zum Ausgangspunkt für ein Verständnis der operationalen Struktur von menschlicher "Gemeinschaft", Kirche", "Kultur", "Modernität" und so fort sagt Lonergan. "Beginne mit dir selbst! Du bist ein Mensch! Du wächst heran und entwickelst dich! Du hast eine dynamische operationale Struktur oder ein Muster oder einen modus operandi (MO). Was geht in dir vor? Wenn du das herausfinden kannst, würdest du einen Schlüssel dafür haben, was in Gemeinschaft, Kultur und Kirche vorgeht. In Methode in der Theologie entfaltet Lonergan für die Leser, "was sie in sich selbst als dynamische Struktur ihres kognitiven und moralischen Wesens entdecken können. 14. Wenn du mit dir selbst beginnst und damit, was in dir vorgeht, bist du außerdem für dich selbst nie auf das Wort eines anderen angewiesen. Du bist dir deine eigene Authorität. Wenn du "schmeckst, fühlst und hautnah erfährst", was in dir vorgeht, und es auch verstehst, brauchst du nicht noch weiter suchen, um das Menschliche zu verstehen. Dieser Weg deiner eigenen Erfahrung deines Menschseins ist dann der Prüfstein, die Grundlinie, das Lot, das Kriterium. Und dieses Wissen wird dann dann auch "real" sein. Es wird andauernd in dir "lebendig" sein und nicht bloß ein abstrakter, toter Begriff auf irgendeiner Seite oder in deinem Kopf. Du wirst immer wissen, was es heißt Mensch zu sein, weil du eben ein menschliches Wesen bist - hier und jetzt!! 15. Soweit so gut, aber was geht eigentlich in uns vor? Um uns in dieser Erfahrung zu helfen, leitet uns Lonergan in seinen Büchern und Artikeln zu einem Vorgang "praktischen Reflexion" an. Er regt uns zu "Übungen" an und fordert uns auf zu erforschen, was wir dabei taten, was in unserem "Innern" vorging und was für Schritte und Bewegungen sich vollzogen. Was dachten und fühlten wir dabei? Woher kamen die Gedanken und Gefühle? Gelangte mein Denken zu einem Abschluss oder zu einer Entscheidung? Habe ich irgendetwas im Vorgang des Denkens gelernt? Bin ich mir sicher, dass ich etwas gelernt habe? Wie weiß ich, dass ich mir dessen sicher bin? Was war der Unterschied zwischen den Gedanken, die ich dachte, und den Gefühlen, die ich spürte, und wie waren sie in der eben vollzogenen Übung aufeinander bezogen? Veranlassten mich meine Gefühle etwas zu denken oder veranlassten mich meine Gedanken etwas zu fühlen? Entweder das eine oder das andere oder beides zugleich? Usw., usw., usw.! Und die ganze Zeit über halten wir fest, was wir über uns selbst lernen, insofern wir tätig sind: d.h. über die dynamische operationale Struktur des menschlichen Wesens. Wir werden bemerken, dass im Vorgang etwas zu denken oder zu entscheiden zweierlei immer zugleich geschieht. Einmal richten wir unsere Aufmerksamkeit auf das Ding selbst, das wir zu erkennen suchen (d.h. auf das Wort für das Kreuzworträtsel vor uns oder auf das Gesicht in der Ferne, das wir zu erkennen suchen). Nennen wir es das Objekt unseres Intendierens. Zugleich aber sind wir unserer selbst als Sehende, Denkende und Entscheidende bewusst. Das soll nicht heißen, dass ich über mich selbst nachdenke, wenn ich auf das Gesicht in der Ferne blicke. Nein, ich denke über das Gesicht nach und darüber, wessen Gesicht es ist. Aber ich bin mir auch meiner selbst in einer ganz bestimmten (und wunderbaren) menschlichen Weise gegenwärtig. Ich kann mein Bewusstsein zum Objekt meines Intendierens machen. Und ich kann meine Aufmerksamkeit darauf richten, was ich tue, wenn ich denke oder mich entscheide, empfinde oder fühle, oder was immer es auch sein mag, was ich tue. Es ist durch das "erhöhte" Bewusstsein, dass ich mir meiner selbst als eines Tätigen bewusst werde. 16. Um es kurz (und äußerst vereinfacht) zu sagen, Lonergan lädt uns zur Entdeckung ein, dass es vier fundamentale, sich entfaltende und aufeinander bezogenen Grundtätigkeiten gibt, die zusammen ein dem Menschen eigentümliches Muster ergeben: die Erfahrung von Daten (etwa das Vernehmen eines Kreischens in der Nacht); die Anstrengung des Verstehens (zB.: handelt es sich dabei um eine Katze, einen Menschen oder ein stehenbleibendes Auto); das Urteil, nachdem man die Hypothesen auf die Evidenz der Daten zurückbezogen hat (zB.: ja, es handelt sich um eine Katze!); und eine Entscheidung, was nun, nachdem die Dinge klar sind, getan werden solle. (lass die Katze draußen in der Nacht!). Lonergan nennt diese vier sich entfaltenden und die in der menschlichen Erfahrung invariant gegebenen Schritte "Transzendentale Prinzipien": Sei aufmerksam! (den Daten gegenüber). Sei einsichtig! (indem man erklärt, was diese Daten bedeuten). Sei vernünftig! (suche für das getroffene Tatsachenurteil hinreichende Gründe und eine entsprechende Evidenz), und: Sei verantwortlich! (Handle daraufhin richtig). Lonergan hilft uns im Einzelnen und in Differenziertheit den Ursprung, die Bedeutung, den Zweck, die Implikationen und Auswirkungen dieser vier Grundtätigkeiten auszuarbeiten. Die Unruhe, der Durst und Hunger im Innersten unseres Menschseins treibt uns den Pfad dieser vier Schritte voran. In den Worten Lonergans: "Die vielen Bewusstseinsebenen sind nur die aufeinanderfolgenden Stufen in der Entfaltung des einen Strebens, nämlich des Eros des menschlichen Geistes" (Lonergan, Methode p. 13)" 17. Wenn wir nur einmal verstehen, was in uns als Mensch und Individuum vorgeht, können wir diese dynamische operationale Struktur auch auf das normative Grundmuster des menschlichen Gemeinschaftslebens übertragen. Diese Übertragung fällt nicht zu schwer, wie Lonergan uns zu entdecken und erkennen hilft, weil unsere individuellen "Operationen" beinahe immer auch "Co-Operationen" mit anderen sind. Fast nichts in unserem Wissen und Tun ist von anderen in der Gesellschaft unabhängig. (PS. Man kann sich die fruchtbaren Implikationen für ein Verstehen und Handeln im Hinblick auf soziale Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit vorstellen!) Gemeinschaft ist nicht nur eine Ansammlung von Individuen innerhalb einer Grenze, denn das würde ihr formales Konstituens übersehen, den Gemeinschaftssinn. Ein solcher Gemeinschaftssinn erfordert ein gemeinsmes Erfahrungsfeld (Sei aufmerksam!), und wenn das nicht gegeben ist, verlieren die Menschen die Beziehung zueinander. Es erfordert gemeinsame oder sich ergänzende Formen des Verstehens, (Sei einsichtig!), und wenn das nicht gegeben ist, fängt unter Menschen das Missverständnis an und das Misstrauen, die Verdächtigungen, die Angst, die Ausflüchte und die Gewalt. Und es erfordert ein gemeinsames Urteil (sei vernünftig!), und wenn das nicht gegeben ist, stimmen die Menschen in ihrem Handeln nicht mehr überein. (Lonergan, Methode p. 356-7) 18 Wenn wir durch Reflexion über unsere Praxis des Wissens und Entscheidens einmal verstehen, wie Individuen und menschliche Gemeinschaften konstituiert sind und sich verhalten, können wir dieses Wissen auch auf ein Veständnis jener Gemeinschaft anwenden, die die "Kirche in der modernen Welt" darstellt. Und auf dieser Grundlage können Kirchenverantwortliche ihre Führungsaufgabe mit mehr Klarheit, Weitsicht, Vertrauen, Freude und Begeisterung versehen. Sie werden verstehen, welche Führungseigenschaften der modernen Kirche angemessen sind, wie man Planen soll, wie das Management und die Verwaltung durchgeführt werden sollen und wie Lehre der Kirche verstanden, gepredigt und bedeutsam und überzeugend erklärt werden kann. 19. Diese Einsicht in die dynamische Struktur der menschlichen Entwicklung unterstützt die Führungsperson nicht nur in einem Verstehen der Kirche und ihres Auftrags (1. Ziel dieses Programms) und nicht nur in einem Verständnis der eigentlichen Funktionen und Verantwortlichkeiten moderner Kirchenführungsschaft (2. Ziel), sondern verhilft den Führungskräften der Kirche auch zu einer persönlichen Spiritualität: zu einem Leben in Gebet und Reflexion, das seiner oder ihrer Führungsrolle in der Kirche entspricht, sie unterstützt, hegt und in die moderne Welt integriert. (Ziel 3). So wie der Vorsteher die Kirchengemeinde zu Aufmerksamkeit, Einsicht, Vernünftigkeit und Verantwortlichkeit in ihrem Leben im Glauben, in der Gemeinschaft und im Gottesdienst führt, so übt auch er sich in genau denselben Tätigkeiten. Hier sind die Geistlichen Übungen von Ignatius äußerst hilfreich. Sie setzen die Tätigkeiten oder die operationale Dynamik des authentischen Menschseins in Andachtsformen um. Lonergan hilft uns, dieses Menschsein in der Erfahrung zu entdecken und ihm gegenüber in den täglichen Entscheidungen verantwortlich zu sein. Wir sollten über die Übereinstimmung der ignatianischen geistlichen Übungen mit Lonergans "transzendentaler Methode" nicht überrascht sein. Lonergan hilft uns einfach, das zu entdecken, was in uns Menschen zutiefst wahr und gut ist, und wie dieses unser Menschsein ganz von Gott stammt: unser Anfang und Ende, Alpha und Omega, Ursprung und Bestimmung. Als Jesuit vollzog er übrigens die Geistlichen Übungen jährlich und er war durchwirkt von ihrem Geist. 20. Woodstocks Aufgabe in unserem Programm für Führungskräfte in der Kirche soll die Teilnehmer behutsam und richtig durch die Übungen führen, die ihnen behilflich sein werden, in ihrem Tun in Fühlung mit ihrem eigenen Erfahren, Verstehen, Urteilen und Entscheiden zu kommen. Dann werden wir sie auffordern, darüber zu reflektieren, was in ihnen während dieses Tuns vorging - sowohl über ihre Vorstellungen als auch Gefühle, und sie dann zuz Einsicht anleiten, was das für sie und die Kirche bedeuten möge. Wir wenden so aus Gründen, die sich aus dem oben genannten ergeben, eine Erfahrungspädagogik an. Die Menschen ändern sich, indem sie neue Einsichten gewinnen, neue Vorstellungen oder Bilder von Dingen, und indem sie die Dinge in der Praxis anders machen. Das Erlernen von praktischen Fähigkeiten erfordert Übung, wiederholte Übungen sind wesentlich für die Praxis. Das Woodstock Team möchte die eigentliche Pädagogik für dieses Programm detailgenau ausarbeiten. Das ist eine große Aufgabe. Fußnoten (mit Browser retour zurück zum Text): FN01 Einen herzlichen Dank an James L. Connor, S.J., der uns freundlicherweise seinen Text für unsere Homepage zur Verfügung stellte und uns die Erlaubnis für die Ersetzung gab. FN02 Die englischen Ausdrücke "leadership" und "leader" sind Begriffe äußerst weiten Umfangs und lassen sich je nicht mit einem einzigen deutschen Wort wiedergeben. Weder "Kirchenführer" noch "Kirchenleiter" treffen den Sinn von "Church leader". "Church leadership" lässt sich weder mit "Kirchenführung" noch "Kirchenleitung" adäquat wiedergeben. FN01 Ich habe "Classicism" mit "Klassik" in Anführungszeichen wiedergegeben, da "Klassik" in diesem Fall das englische "Classicism" besser auszudrücken vermag als das deutsche "Klassizismus", das in seiner Bedeutung doch sehr eingeschränkt ist. Lonergan spricht in einem ähnlichen Zusammenhang von "classical culture". FN04 DOS = disk operating system, ein heute veraltetes Computerbetriessystem (Anm. d. Übers) |